Rebsortenglossar – Syrah/Shiraz – Kühle Eleganz vs. Wuchtige Konzentration!
Eine Klarstellung: Syrah und Shiraz sind ein und dieselbe Rebsorte, es werden aber 2 vollkommen unterschiedliche Stile erzeugt. Eben diese werden dann mit Syrah oder Shiraz gekennzeichnet, damit das auch für den Endverbraucher deutlich ist. Aber immer langsam und eins nach dem Anderen...
Herkunft & Anbaugebiete
Lange Zeit ging man davon aus, dass die Rebe ihren Ursprung in der damals persischen Stadt Schiraz hat, dem heutigen Iran. Durchaus nicht unwahrscheinlich, da schon vor sehr langer Zeit hier möglicherweise der Ursprung des Weinbaus gelegt wurde. Heutige Analysen machen es aber deutlich wahrscheinlicher, dass Syrah im französischen Rhône-Tal beheimatet ist und eine natürliche Kreuzung ist. Nach wie vor finden wir die Rebe an der nördlichen Rhône (hier meistens reinsortig ausgebaut; St. Joseph, Hermitage, Cornas), wie auch im südlichen Teil (Châteauneuf-du-pape, Gigondas, Vacqueyras), wo sie zumeist im Verschnitt mit Grenache, Mourvedre und einer Vielzahl weiterer Rebsorten anzutreffen ist. Aber auch Syrah darf sich zu den internationalen Rebsorten zählen, denn wir finden Pflanzungen in beinahe allen Weinbaugebieten dieser Erde, besonders in Australien, in der die Shiraz-Weine die erste Geige spielen, dazu aber später mehr.
Eigenschaften der Rebe
Syrah ist, ähnlich wie auch schon Spätburgunder, keine einfach zu kultivierende Rebsorte. Sie treibt spät aus und ist recht anfällig für Kälte und Nässe. Kommen die Trauben aufgrund eines zu kühlen Jahres nicht zur Vollreife, entwickeln sie, der Cabernet Sauvignon nicht unähnlich, unangenehm grüne Aromen und eine spitze, unangenehme Säurestruktur. Aber auch wenn das Klima in die zu heiße Richtung tendiert antwortet Syrah mit extrem marmeladigen Tönen und dem Verlust der Frische. Es ist also durchaus anspruchsvoll, wenn sich ein Erzeuger für diese Rebe entscheidet, kann sich aber lohnen, denn bei richtiger Behandlung dankt sie es mit herausragenden Weinen voller Struktur und Tiefgang.
Stilistik und Geschmack
Wie schon eingangs erwähnt, gibt es 2 sogenannte Stile. Der erste ist der der nördlichen Rhone (französischer Stil) Diese Weine sind voller Eleganz, Würze und Tiefgang. Es sind mit Sicherheit die „nerdigeren“ Weine, da sie ein deutlich spürbares Tannin, viel Säure und gerne auch animalische Noten (Dörrfleisch, Sattelleder oder Pferdeschweiß (erinnert an Kreuzkümmel)) aufweisen. Gepaart mit der dunklen Frucht und balsamischen Würze (Pfeffer, Kräuter, Oliven) ist diese Komplexität, die mit der Reife weiter zunimmt, einfach herausragend und sorgt für entsprechendes Renommee innerhalb der Weinszene. Diese Weine werden als „Syrah“ bezeichnet. Findet sich dieser Begriff auf beispielsweise deutschen Erzeugnissen aus der Rebsorte, will der Winzer in der Regel damit zum Ausdruck bringen, dass sein Wein nach dem französischen Vorbild erzeugt wurde.
Der zweite Stil ist der Australische, der mit der Kennzeichnung „Shiraz“ zum Ausdruck gebracht wird. Hier findet sich deutlich mehr reife bis teilweise überreife rote und schwarze Frucht, gerne mit deutlichen Vanille-, Zimt- und Nelkenaromen vom Ausbau in neuem Holz. Mit der Reife gewinnen die Weine durch Aromen wie Leder und süßlichem Tabak an Komplexität. Hier sei gesagt, dass es auch wieder auf die gute und sorgfältige Arbeit des Winzers ankommt, da es sonst sehr schnell in eine marmeladig-plumpe Aromatik gehen kann und diese Exemplare zumeist auch sehr alkoholstark ausfallen. Aber gut gemacht zählen diese Weine zu den Größen dieser Welt. Testet mal beide Stile gegeneinander und findet euren Favoriten. Vielleicht sind es auch beide ;)
Merci, a la votre santé e à bientôt!
Leitaromen: Cassis, Pflaume, Brombeere, Veilchen, Pfeffer, Oliven, Rosmarin, Thymian
Favoriten:
Anne de Joyeuse, Camas Syrah, Languedoc
Rhonéa, Le Pas de Montmiral, Gigondas, Rhône
Domaine Fontaine du Clos, Vacqueyras, Rhône
Domaine de Marcoux, Châteauneuf-du-pape, Rhône
Delheim, Cabernet Sauvignon Shiraz, Stellenbosch
Autor: Florian Portuné