Grau- oder Weissburgunder – Wo liegen Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede?
Stellen wir uns folgende Situation vor: Sie haben sich Gäste zum Abendessen eingeladen und auf der Suche nach dem passenden Wein zum Essen oder auch einfach für den ganzen Abend, sind Sie nun vor die große Entscheidung gestellt: Was soll ich nehmen, was auch wirklich allen schmeckt? Eine wirklich schwere Frage. Da man in der Regel Grau- und Weissburgunder als Rebsorten kennt, wird die Wahl in vielen Fällen darauf fallen. Im Übrigen: Eine gute Entscheidung, denn Grau- und Weissburgunder werden vielen Menschen gut schmecken, doch warum ist das eigentlich so? Wir klären auf:
Zunächst sind Grau- und Weissburgunder sogenannte Mutationen der roten Rebsorte Spätburgunder, auch als Pinot Noir bekannt. Mutation bedeutet, dass es zu einer Veränderung der Erbinformation kam, in deren Folge sich beispielsweise Beeren mit anderer Farbe gebildet haben. Stellen wir uns nun vor, dass diese Veränderung (so bei Grauburgunder praktiziert) für gut befunden wurde. Die mutierte Pflanze wird dann separiert und vermehrt, sodass sich praktisch eine eigene, neue Rebsorte ergibt. Grauburgunder-Reben weisen in der Regel eine zart-lila Beerenfarbe auf, wohingegen Weissburgunder vollständig weisse Trauben liefert.
Neben der Gemeinsamkeit beider Rebsorten Teil der Burgunderfamilie zu sein, haben beide Rebsorten noch etwas, das sie vereint: Beide weisen in der Regel relativ moderate Säurewerte auf. Eine Tatsache, die die Rebsorten für viele Menschen sehr angenehm und „trinkig“ machen. Blickt man zu den Unterschieden, so ist der Weissburgunder in der Regel mit etwas feineren und subtilen Tönen ausgestattet. Blumige Noten, grüner Apfel, Zitrusfrüchte und teils leicht nussige Noten sind häufig vorzufinden. Der Grauburgunder zeigt meistens ein etwas kräftigeres Bukett, häufig finden sich roter Apfel, Steinobst oder auch leichte Anklänge von tropischen Früchten, wie z.B. Mango darunter. Dem aufmerksamen Leser dürfte nicht entgangen sein, dass die Formulierung „in der Regel“ häufig auftritt. Ein guter Tipp für die gesamte Weinwelt: Treffen Sie bei Weinen niemals fixe Aussagen a la „Ein Weissburgunder hat immer wenig Säure und riecht blumig-nussig“. Es finden sich beinahe überall Ausnahmen oder Exemplare, die vollkommen aus der Reihe tanzen. Ein „in der Regel“ schützt hierbei vor blamablen Äußerungen.
Ein Beispiel: Vergleichen Sie einmal einen im Edelstahl ausgebauten Weissburgunder mit einem in Holzfässern gelagerten Weissburgunder. Sie werden erstaunt sein, wie stark sich die beiden Weine voneinander unterscheiden und wie komplex Weine dieser Rebsorte ausfallen können.
Der Grauburgunder ist mit Sicherheit nicht die beliebteste Rebsorte in Sommelier-Kreisen, da es leider sehr viele belanglose und unspektakuläre Weine aus diesen Rebsorten gibt. Häufig sind das Massenweine, die verständlicherweise auch den Massen schmecken sollen, jedoch keine Komplexität oder Spannung mitbringen. Versuchen Sie aber mal vom Hofgut Wörner (hier gehts zu unseren Empfehlungen) den naturbelassenen Grauburgunder, so werden Sie sehen, zu was die Weine dieser Rebsorte fähig sind. Es ist nicht die Rebsorte selbst, die einen Wein zu dem macht, was er ist. So viele Faktoren entscheiden darüber, ob ein Wein Potenzial, Komplexität und Spannung mit sich bringt.
Bleiben Sie also neugierig und versuchen sich an spannenden Grau- und Weissburgundern von kleinen Erzeugern. Sie werden es nicht bereuen.
Auf ihr Wohl!