Deutsche Weine – Welche Qualitäten gibt es und was zeichnet sie aus?
Wenn man von deutschem Wein spricht, denken viele Menschen an Schoppenweine in Literflaschen. Aber deutsche Weine können weitaus mehr darstellen und verdienen zu Recht einen Platz in den Reihen der weltbesten Weine. Doch welche Qualitäten gibt es überhaupt und wie unterscheiden sie sich voneinander? Eine kurze Reise durch die deutsche Weingesetzgebung:
In der untersten Stufe finden wir sogenannten „Deutschen Wein“. Hierfür müssen die Trauben lediglich aus Deutschland stammen, wobei kein enger eingegrenztes Gebiet genannt werden muss. Wird ein solches Gebiet (13 deutsche Anbaugebiete gibt es) angegeben, so bewegen wir uns in die Stufe der Landweine. Hier müssen mindestens 85 % der Trauben aus dem auf dem Etikett angegebenen Gebiet stammen. Zudem ist ein höheres Mostgewicht als beim „Deutschen Wein“ vorgeschrieben und diese Weine dürfen nur trocken oder halbtrocken ausgebaut werden. Hinsichtlich der Strenge der Vorschriften ist das noch vergleichsweise gering. In der nächsten Stufe, Qualitätsweine bestimmter Anbaugebiete, sieht das nun schon anders aus. 100 % der Trauben müssen aus dem deklarierten Anbaugebiet stammen und zusätzlich muss sich der Wein einer amtlichen Qualitätsweinprüfung stellen. Diese Weine sind aus unserer Sicht häufig in einem guten Preis-Leistungsverhältnis und sollten daher keinesfalls missachtet werden. Noch komplexer wird es in der finalen Stufe, den sogenannten Prädikatsweinen. Hier gibt es verschiedene Prädikate, die sich in puncto späterer Lese und damit auch Mostgewicht unterscheiden. Die Prädikate sind wie folgt:
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Kabinett: 70 – 82 °Oechsle (in dieser Einheit wird das Mostgewicht gemessen, also die Konzentration des Zuckers). Diese Weine sind häufig leicht und stehen für einen guten Trinkfluss. Vorsicht, bis zur Stufe der Auslese kann ein Winzer den Wein trocken oder restsüss ausbauen. Checken Sie hierfür den Alkoholgehalt des Weins. Ist dieser bis etwa 10,5 Vol.% ist davon auszugehen, dass der Wein über eine gewisse Restsüsse verfügt. Keinesfalls negativ, aber wenn man süss nicht möchte, ein guter Tipp ;)
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Spätlese: 76 – 90 °Oechsle: Durch eine spätere Lese meist reifere und intensivere Trauben, daher auch meist intensiver im Geschmack
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Auslese: 83 – 100 °Oechsle: Unreife Trauben werden aussortiert und nur absolut vollreifes Lesegut vinifiziert.
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Beerenauslese: 110 – 128 °Oechsle: edelfaule Beeren, die von Botrytis befallen sind. Dieser Edelschimmelpilz bohrt kleinste Löcher in die Beerenhaut, durch die Wasser verdampft. Die Konzentration des Zuckers und der Aromen nimmt dadurch zu. Zusätzlich verleiht Botrytis typische Noten von kandierten Zitrusschalen.
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Trockenbeerenauslese: 150 – 154° Oechsle: Auch hier werden edelfaule Beeren genutzt, die aber so lange am Stock bleiben, bis sie rosiniert sind. Nur in sehr guten Jahren möglich.
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Eiswein: 110 - 128 ° Oechsle: Selten, da die gesunden Trauben (nicht edelfaul) so lange am Stock bleiben, bis die Außentemperatur auf -7 °C gesunken ist. Im gefrorenen Zustand werden die Beeren dann gelesen und gekeltert. Da hierfür Verlass auf das Wetter eine Voraussetzung ist und zusätzlich nur sehr wenig Most für die Vinifikation verbleibt, sind diese Weine in der Regel entsprechend eingepreist.
Deutscher Wein hat leider teilweise immer noch ein schlechtes Image, aber vertrauen Sie uns: Völlig zu unrecht! Nur als kleiner Denkanstoß: Rieslinge von der Saar, z.B. vom Scharzhofberg waren vor langer Zeit teurer als die Weine der großen Bordeaux-Güter. Und nicht umsonst kommt der teuerste Weisswein der Welt noch heute aus Deutschland; Dank sei Egon Müller.
Zum Wohle!