Chardonnay – die Alleskönnerin im Weinberg

28.08.2024 14:28

Chardonnay – die Alleskönnerin im Weinberg

Nicht umsonst ist Chardonnay die am häufigsten angebaute Rebsorte der Welt. Ihre große Vielseitigkeit und die Fähigkeit das Terroir und die Arbeit im Keller widerzuspiegeln, macht die weiße Königin des Burgunds zum Liebling vieler Weintrinker. Daher wollen wir uns einmal genauer anschauen, was alles möglich ist. Denn Chardonnay ist eben nicht gleich Chardonnay. Los geht’s!

Ihre Heimat ist zwar das Burgund, dennoch finden wir Chardonnay in beinahe alle Anbaugebieten dieser Welt. Um die Rebsorte und ihre Eigenarten zu verstehen, eignet sich das Burgund jedoch hervorragend als Beispiel. Wir beginnen unsere Reise hierzu im Norden der Region, dem sogenannten Chablis. Die Böden des Chablis sind stark von Kalk, Kreide, Mergel und dem sogenannten Kimmeridgium (ein Bodentyp aus der Jura-Zeit) geprägt, wodurch die Weine dieser Region in der Regel sehr mineralische Anklänge zeigen. Da wir hier auch ein eher kühles Klima vorfinden, zeigt die Rebe hier geschmacklich eher frische und kühle Aromen, wie z.B. grüner Apfel, Zitrone, nasse Steine etc. Auch bei der Säure, die in Chablis-Weinen (hier gehts zu unseren Empfehlungen) tendenziell höher ausfällt, zeigt sich die Auswirkung des kühleren Klimas auf die Rebe.

Weiter in Richtung Südosten kommen wir in den wohl exklusivsten und auch teuersten Bereich des Burgund, der sogenannten Côte-d'Or. Die Weine zählen zu den teuersten der Welt und es ist schwer an die Flaschen heranzukommen. Chardonnay spielt hier im südlichen Teil der Côte-d'Or die Hauptrolle, wobei Folgendes gesagt werden sollte: Der nördliche Teil der Côte-d'Or, die sogenannte Côte de Nuits ist tendenziell für Rotweine berühmt, während der südliche Teil, die sogenannte Côte de Beaune eher im weißen Bereich große Erfolge einfährt. Und dennoch werden in beiden Bereichen Weiß- und Rotweine der Extraklasse produziert. Der Übersichtlichkeit halber wollen wir uns hier aber mit den Appellationen des südlichen Teils beschäftigen. In Puligny-Montrachet, Meursault (hier gehts zu unseren Empfehlungen) oder auch Chassagne-Montrachet finden wir Chardonnay-Weine, die im Vergleich zum Chablis deutlich opulenter ausfallen. In der Fruchtrichtung zeigt sich mehr reifes Steinobst, gepaart mit Vanille- und Buttertönen, die durch den Ausbau im Holzfass oder den biologischen Säureabbau (siehe Artikel Wein richtig verkosten – Was kann man überhaupt schmecken) hervorgerufen werden. Die Säure ist immer noch spürbar und gibt die notwendige Frische, ist aber in der Regel niedriger als bei Chablis-Weinen. Zwischenfazit: Das Klima ist hier wärmer, also werden die Fruchtaromen reifer (von grünem, sauren Apfel hin zu bspw. reifem Pfirsich), die Säure ist geringer und die Weine sind in der Regel körperreicher. Dann kanns ja jetzt weitergehen.

Deutlich weiter im Süden des Burgund an der Grenze zum Beaujolais liegt das Maconnais. Diese Region ist aufgrund des noch wärmeren Klimas bekannt für sehr körperreiche und vollmundige Weine. Die Aromatik wandert dann auch von Steinobst in teils tropische Nuancen wie Mango, Ananas oder Melone. Ähnlich wie an der Côte de Beaune wird hier gerne neues Holz eingesetzt und der biologische Säureabbau durchgeführt. Ein klassischer Vertreter hierfür wäre Pouilly-Fuissé, nicht zu verwechseln mit Pouilly-Fumé, dem klassischen Sauvignon Blanc von der Loire. Solche Weine können es auch gerne einmal mit intensiveren Speisen aufnehmen. Versuchen Sie einmal Kalb mit Morchel- oder Trüffelrahm zu einem etwas gereiften Pouilly-Fuissé, großartig.

Zusammenfassend zeigt Chardonnay sehr deutlich, wie sich das Klima, der Boden, die Arbeit des Winzers etc. (unter Terroir zusammenfasst) auf den späteren Wein auswirken. Aromatik und Struktur ändern sich entsprechend und gerade hierfür lieben Winzer Chardonnay. Carte blanche, also absolute Freiheit für den Erzeuger bei der Weinbereitung ist mit Sicherheit eine der großartigsten Eigenschaften dieser Rebsorte. Das Spektrum und die aromatische Vielfalt sind enorm und das auch außerhalb des Burgunds. Also schnappen Sie sich ihr Glas und gehen Sie auf Chardonnay-Erkundungstour, es lohnt sich!

Cheers!